Die Zusammenarbeit von Forschung und Praxis aus verschiedensten Disziplinen verringert Antibiotika-Resistenzen. Dies bestätigen Studien genauso wie die Referent:innen des Dakomed-Anlasses „Reduzierter Antibiotika-Einsatz dank Komplementärmedizin” 2022. Sie berichten über Erfolge in der Veterinär-Homöopathie und Phytotherapie und über die Kraft des Fiebers.
„Komplementärmedizin kann den Einsatz von Antibiotika verringern”, betonte Edith Graf-Litscher, Nationalrätin und Präsidentin des Dachverbands Komplementärmedizin Dakomed gleich zu Beginn der Publikumsveranstaltung. Zusammen mit dem Dakomed und den hochkarätigen Referenten wolle sie aufzeigen, wie ein interdisziplinärer und integrativer Ansatz im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen wirken könne.
Homöopathie gegen Antibiotika-Resistenzen in der Tiermedizin
„Das One Health Konzept ist im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen zentral”, sagt Petra Weiermayer, Fachtierärztin, Forscherin und ÖGVH-Präsidentin. One Health erstreckt sich nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf die Gesundheit der Tiere, Pflanzen und des Ökosystems. Die Integrativ-Medizin sei ein gutes Beispiel für den Ansatz, so Weiermayer, der Nutzen sei offensichtlich. Gerade die Homöopathie bilde einen wichtiger Ansatzpunkt für die Reduktion von Antibiotika in der Veterinärmedizin.
Weiermayers Aussagen werden von einer Reihe von Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen gestützt, durchgeführt nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin. Die Studien offenbaren: Die Evidenz für Homöopathie ist hinreichend belegt, um weitere Forschung zu rechtfertigen, denn die Wirkung der Homöopathie unterschied sich in den Studien signifikant von Placebos. Offizielle Statistiken untermauern die Forschungsresultate: Der Antibiotika-Verbrauch in der Veterinärmedizin nahm in den letzten Jahren kontinuierlich ab – nicht zuletzt dank Homöopathie.
Hier können Sie sich den Vortrag von Dr. Petra Weiermayer ansehen:
Antibiotika-Reduktion mit Phytotherapie
Anders zeigt sich die Lage in der Humanmedizin. Hier stieg der Antibiotika-Verbrauch wie auch die Zahl der multiresistenten Erreger in den vergangenen Jahren an. Umso weniger kann Beatrix Falch, Apothekerin und Expertin für Arzneipflanzen, nachvollziehen, weshalb die Strategie Antibiotika (StAR) des Bundesamtes für Gesundheit der Komplementärmedizin, und insbesondere der Phytotherapie, so wenig Bedeutung beimisst.
Arzneipflanzen als Vielstoffgemische seien nämlich in der Lage, schädliche Mikroorganismen an verschiedenen Stellen gleichzeitig anzugreifen. Pflanzenwirkstoffe könnten auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Antibiotika-Verschreibungen leisten, so Falch. Gegen Infektionen wirke eine Vielzahl von Pflanzen. Zum Beispiel der Ingwer zur Prävention, Bitterstoffe des Löwenzahns zur Stärkung, der Sonnenhut zum Schutz vor Erkältungskrankheiten oder ätherische Öle gegen multiresistente Keime auf der Haut. Mit ihrem Beitrag bezeugt Falch, wie eng unsere Gesundheit mit dem Ökosystem und der Landwirtschaft verknüpft ist.
Fieber anstatt Antibiotika-Behandlung
In der Vergangenheit starben Kinder häufig an Fieber. Das habe sich uns eingebrannt. Noch immer bestehe deshalb der Impuls, Fieber sofort senken zu wollen, häufig mit Antibiotika, erklärt David Martin. Für den Kinderarzt und Professor für Integrative und Anthroposophische Medizin ist das allerdings ein alter Zopf. Wie immer mehr neuere Studien zeigten, sei Fieber ein wichtiger Faktor für die körpereigene Bekämpfung von Infektionen. Auf Antibiotika und selbst Entzündungshemmer wie Paracetamol oder Ibuprofen könne in vielen Fällen verzichtet werden. In Asien, so Martin, würden Fieberspitzen sogar mit Wärme in Form von Fussbädern gebrochen. Dies hat seinen Sinn, denn Erreger sind wärmeempfindlich. Und wenn Antibiotika doch einmal verschrieben werden müssen, wirken diese bei fieberhaften Temperaturen besser. Mit dem Projekt «Warm up to fever» sensibilisiert Martin für den Wert des Fiebers für die Gesundung. Aber nicht nur Wärme in Form von Fieber reduziere den Antibiotika-Einsatz, sondern auch Herzenswärme. Ein Versuch zeigte, so Martin, dass eine Erkältung weniger schwer war und kürzer andauerte, je empathischer der Arzt oder die Ärztin behandelte.
Auf der politischen Bühne sei aktuell von Wärme wenig zu spüren, resümiert Edith Graf-Litscher am Ende der Veranstaltung. Der Komplementärmedizin wehe ein eher kühler Wind entgegen. Umso wichtiger sei es, die integrative Medizin interdisziplinär und länderübergreifend zu fördern und zu stärken. Ganz im Sinne von One Health.
Hier ist das gesamte Webinar zu sehen:
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