Gerade in den Sommermonaten wird das Parasitenthema immer wieder aktuell. In vielen Zeitschriften und Kampagnen wird die Parasitenbekämpfung hoch geschrieben. Die Empfehlungen gehen von täglicher chemischer Parasitenbekämpfung über phytotherapeutische Präparate bis hin zu elektromagnetischen Plakette und Bernsteinketten.
Besonders ganzheitlich orientierte Tierärzte stehen zunehmend Patientenhaltern gegenüber, die eine “sanfte” Parasitenbekämpfung betreiben möchten. Dieser Beitrag soll die Stellung der Parasiten in der Ganzheitsmedizin, besonders in der Homöopathie beleuchten.
Unter Parasitismus (Schmarotzertum) wird der Nahrungserwerb aus einem anderen Organismus verstanden. Bei geringem Befall sind manche Parasiten einfach nur lästig (für den Wirt und dessen Halter, vgl. Flohbefall), und innerhalb gewisser Grenzen ist ihr Vorkommen durchaus normal (vgl. Mikroorganismen, manche Ektoparasiten).
Der als Wirt bezeichnete Organismus kann aber auch massiv geschädigt, in einigen Fällen sogar getötet werden (z.B. durch Endoparasiten, Demodikose, Babesiose, Borreliose, Leishmaniose, usw.).
Parasiten sind Schmarotzer, die insbesondere bei übermäßiger Vermehrung krankhafte Störungen auslösen können. Dem Krankheitsbild der Homöopathie entsprechend liegt in diesem Fall bereits eine Störung der inneren Harmonie des Organismus, eine Störung der Lebenskraft (Homöostase) vor.
Ziel der homöopathischen Therapie ist es, die innere Harmonie wieder herzustellen und das gestörte Milieu so zu stabilisieren, dass Parasiten und sonstige Krankheitserreger (Bakterien, Viren) keinen Boden für eine weitere, übermäßige Vermehrung finden. Homöopathische Arzneimittel, in gebräuchlichen Potenzierungen stark verdünnt, wirken auf diese Weise nicht direkt aufgrund ihrer chemische Wirkung gegen Krankheitserreger und Parasiten (in Potenzen ab D23 ist rechnerisch kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr enthalten), sondern regulieren auf informativer Ebene Milieu und Lebenskraft des befallenen Organismus.
Mit dem passenden Homöopathikum kann das Milieu auch bei akutem Parasitenbefall (Milben, Flöhe, Blutparasiten usw.) dauerhaft harmonisiert und ein weiterer Befall verhindert werden. Auch Folgebeschwerden, die durch den Parasitenbefall auftreten (Anämie, Schwäche, Durchfall, Erbrechen, Juckreiz usw.), können erfolgreich homöopathisch behandelt werden.
In älterer Literatur und manchen Studien werden pflanzliche Mittel in Tiefpotenzen gegen Parasiten empfohlen. Eine Vorgehensweise, die allerdings weniger einer homöopathischen als vielmehr einer phytotherapeutischen Behandlung entspricht (Abrotanum, Spigelia usw.).
Akuter Parasitenbefall
Da bei akutem hochgradigem Parasitenbefall das Hauptproblem häufig weniger in einer bereits gestörten Lebenskraft, sondern in einem akuten, übermäßig großen Parasitendruck selbst zu suchen ist, findet der Autor eine konventionelle Parasitenabtötung bei akutem Parasitenbefall sinnvoll. Modernen Antiparasitika sind relativ sicher und auch relativ gut verträglich.
Prophylaktische Anwendungen sollten, je nach Lebensumständen und chronischen Vorerkrankungen des Tiers, gezielt eingesetzt und kritisch hinterfragt werden (Borreliose-Impfung, ätherische Öle, Magnete, Plaketten, Bernsteinketten usw.).
Eine routinemäßige prophylaktische Verabreichung von Nosoden zur Parasitenprophylaxe erachte ich als nicht ausreichend gesichert. Auch Routine-Entwurmungen sollten dezimiert und nur dann durchgeführt werden, wenn es auch notwendig ist, d.h. wenn Parasiten nachweisbar sind. Dieses Vorgehen erscheint auch vor der Problematik der zunehmenden Resistenz und verminderter Immunität gegen Parasiten sinnvoll. Treten nach chemischen Bekämpfungen Nebenwirkungen auf, können diese schnell und sicher homöopathisch behandelt werden.
Wiederholter Parasitenbefall
Wird ein Einzeltier immer wieder von Parasiten befallen, so deutet dies auf eine gestörte Lebenskraft hin, welche homöopathisch zu behandeln ist. Man denke besonders an rezidivierende Endoparasiten, Demodikose, Sarkoptes, Borreliose, Babesiose, Leishmaniose usw.
Parasitosen sind nicht die Krankheit selbst, sondern nur das Resultat der gestörten Lebenskraft. „Der Patient ist nicht krank, weil er Parasiten hat, sondern der Parasit ist da, weil der Patient krank ist.“ (Zitat Peter Knafl)Solche Patienten sind durch Entfernung des Parasiten nicht geheilt, wodurch immer wieder Probleme auftreten.
Echte Heilung wird nur durch die Harmonisierung der Lebenskraft mit dem passenden homöopathischen Einzelmittel erreicht („Similia similibus curentur“).
Die Auswahl des individuell passenden homöopathischen Arzneimittels erfolgt nach den üblichen Kriterien der Arzneiwahl. Standardverschreibungen gibt es in der klassischen Homöopathie leider nicht. Der Parasitenbefall stellt ein Symptom von vielen dar. Für die homöopathische Verschreibung ist die Gesamtheit der individuellen und charakteristischen Symptome des Patienten zu erheben (chronische Anamnese). Betrachtet man die Parasitenproblematik aus miasmatischer Sicht, findet man Tuberkulinie, Psora und Kanzerinie häufig beteiligt.
Bei wiederkehrendem Parasitenbefall sind darüber hinaus Haltung und Fütterung des Tiers zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren. Eine homöopathische Behandlung kann keine schlechte Haltung und Fütterung dauerhaft wieder gut machen.
Die Domäne der Homöopathie bei Parasitosen besteht in der Behandlung von Tieren, die ‚mit Parasiten nicht fertig werden’, an Folgebeschwerden leiden oder nach konventionellen Behandlungen Symptome aufweisen. In diesem Rahmen stellt die Homöopathie eine ungemeine Bereicherung in den Therapiemöglichkeiten bei parasitenkranken Tieren dar.
Dr. Peter Knafl
Präsident der ÖGVH