Die diesjährige Veranstaltung der Österreichischen Gesellschaft für Veterinärmedizinische Homöopathie (ÖGVH) am Tag der Homöopathie bot einen umfassenden Einblick in Wirkung und Einsatzgebiete der Homöopathie beim Tier.
Zahlreiche interessierten TierhalterInnen und StudentInnen nutzten die Gelegenheit und besuchten die Informationsveranstaltung am 1. April 2009 an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Im Liegen verliert sie Harn.
Am liebsten frisst sie.
Sie ist sehr eigensinnig.
Oft hat sie Blähungen, besonders am Nachmittag.
Am auffälligsten ist, dass sie andere Hunde zuerst anbellt, dann aber davonläuft.
Frauchen und Herrchen der vierjährigen Labradorhündin Socke hatten bereits mehrere Tierärzte aufgesucht und erfolglos unterschiedliche Medikamente versucht, bevor sie am diesjährigen Tag der Homöopathie mit ihrer Hündin die Gelegenheit zu einer homöopathischen Erstanamnese nutzten.
Socke leidet an Inkontinenz und einer immer wiederkehrenden Augenentzündung. Knapp eine Stunde dauerte die von Dr. Peter Knafl (Präsident der ÖGVH) live vor interessiertem Publikum durchgeführte Anamnese, die die zierliche Labradorhündin geduldig über sich ergehen ließ.
Neben der klinischen Untersuchung ist ein solch ausführliches Erstgespräch (Anamnese) die Grundlage einer jeden erfolgreichen homöopathischen Therapie. Die Mitarbeit des Tierhalters ist hierbei von großer Bedeutung, denn nur durch genaue Beobachtung des Tieres und Schilderung all seiner Symptome und Verhaltensäußerungen ist es dem Tierarzt möglich, die passende homöopathische Arznei zu finden. Vor allem bei chronischen Erkrankungen, wie in Sockes Fall, ist nur durch eine präzise Gesamterfassung die grundlegende individuelle Störung diagnostizier- und damit auch heilbar. Je nach Diagnose und Krankheitsbild kann die Homöopathie dann als alleinige Therapie oder unter Umständen auch gemeinsam mit anderen Methoden angewendet werden.
Nicht selten haben Tierhalter wie die der inkontinenten jungen Labradorhündin bereits eine langwierige und kostspielige Odyssee hinter sich, bevor sie schließlich mit ihrem Tier in einer homöopathischen Praxis landen. Denn obwohl die Homöopathie gerade bei chronischen Krankheiten hohe Heilungschancen verzeichnet, wird sie doch oft erst als letzte Alternative genutzt, wenn herkömmliche Therapien versagen.
Dass die homöopathische Therapie jedoch alles andere als ein Aprilscherz ist, sondern ganz im Gegenteil auch beim Tier erfolgreich eingesetzt werden kann, das belegten die Vorträge von Dr. Peter Knafl, Fachtierarzt für Homöopathie (Homöopathie beim Kleintier), Mag. Helene Widman (Homöopathie bei Exoten) und Dr. Erich Scherr (Homöopathie in der Pferdepraxis), homöopathisch praktizierende Tierärzte und Mitglieder der ÖGVH. Anhand anschaulicher Fallbeispiele aus der eigenen Praxis berichteten sie über Heilungserfolge durch den Einsatz homöopathischer Therapie. Über die Vorteile und Möglichkeiten der Homöopathie bei Nutz- und Herdentieren referierte Dr. Wilhelm Petracek, Vizepräsident der österr. Tierärztekammer.
Vom Publikum sehr interessiert aufgenommen wurden die Ausführungen von Ass.Prof. Dr. Agnes Dadak von der Veterinärmedizinischen Universität Wien über den Umgang mit homöopathischen Arzneien. Die Grundregeln, die für eine erfolgreiche homöopathische Therapie gelten, sind hierbei für Mensch und Tier die gleichen.
Einige Grundregeln zur Einnahme von Homöopathika:
Wesentliche Grundregeln ansonsten Wechselwirkungen bzw. Ausfall der Wirksamkeit
– passendes homöopathisches Einzelmittel muss für jedes Tier individuell bestimmt werden
– Lagerung fern von Mikrowelle, Fernseher und Handy
– Eingabe nicht gleichzeitig mit der Fütterung
– Beeinträchtigung der Wirksamkeit durch ätherische Öle
Anwendungsgebiete der Homöopathie
Homöopathie ist eine eigenständige ärztliche und arzneiliche Heilmethode, die von dem deutschen Arzt und Apotheker Dr. Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843) wiederentdeckt und weiterentwickelt wurde. Die Kernaussage seiner langjährigen Forschungsarbeit und Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche homöopathische Behandlung ist das Ähnlichkeitsprinzip. Es besagt, dass jede Krankheit am schnellsten, sichersten und sanftesten durch jenes Arzneimittel geheilt werden kann, das im gesunden Körper eine Wirkung hervorruft, die der jeweiligen Krankheit ähnlich ist.
Überall dort, wo organische (Lebens)vorgänge gestört, aber noch regulierbar sind, ist die Homöopathie wirksam. Sie kann sowohl bei Klein-/Haustieren (Hund, Katze, Kaninchen, Meerschweinchen etc.) als auch bei Groß-/Herdentieren (Pferden, Rindern, Schweinen, Schafen) und bei Geflügel angewandt werden.
Anwendungsgebiete der Homöopathie sind:
– akute und chronische Erkrankungen aller Organsysteme
– Infektionskrankheiten
– Stoffwechselstörungen
– hormonellen Störungen oder Unfruchtbarkeit
– Verhaltensstörungen und psychischen Erkrankungen bei Groß- und Kleintier
– zur Vorbeugung
– als schonende Therapie beim alten oder überempfindlichen Tier
– zur Steigerung der Abwehrkräfte und des Immunsystems
– in biologisch landwirtschaftlichen Betrieben, in denen eine “gesunde” und rückstandsfreie Therapie verlangt wird.
Grundsätzlich können Tiere jeder Art und jeden Alters homöopathisch behandelt werden.
Wirkungsweise der Homöopathie
Die Homöopathie ist eine regulative Ganzheitstherapie, die den gesamten Organismus (Körper, Seele und Geist) in seiner individuellen Reaktionslage berücksichtigt. Das gut gewählte homöopathische Arzneimittel stellt einen spezifischen Reiz an die Lebenskraft dar. In diesem Sinne wirkt es als Hilfe zur Selbstheilung der vorhandenen Reaktionsstörung entgegen.
Durch das passende Homöopathikum werden Symptome nicht unterdrückt, sondern geheilt. Als Ausgangsmaterialien für homöopathische Arzneien dienen Pflanzen, Mineralien und organische Stoffe, die in Form von Streukügelchen (Globuli), Pulver, Tabletten, Injektionen oder Tropfen verabreicht werden.