Ziel des 5. Leipziger Tierärztekongresses (21. bis 23. Jänner 2010), ausgerichtet von der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft, war es, das Spannungsfeld zwischen alternativen Heilmethoden und der evidenzbasierten Tiermedizin zu versachlichen. In der kontroversen Diskussion zur Eröffnungsveranstaltung ‚Wer heilt hat recht?’ wurde indessen wieder einmal deutlich, wie weit die Meinungen auseinandergehen.

Von „Hokuspokus” und „Placeboeffekt“ war da die Rede, da biologische Effekte beispielsweise bei der Homöopathie nicht nachweisbar wären. Tierarzt Stefan Wesselmann, der Homöopathie auch bei großen Nutztierbeständen von beispielsweise 30.000 Puten bei verschiedensten Indikationen erfolgreich einsetzt, verwies hingegen auf eigene Erfahrungen: “Am Streicheln über den Kopf kann es bei solchen großen Beständen ja offenbar nicht liegen, dass die Behandlungen erfolgreich sind.”

Gründe für den Einsatz der Homöopathie in der tierärztlichen Praxis

Ein zentrales Problem im Nachweis der Wirksamkeit homöopathischer Anwendungen über individuelle Erfahrungen und Beobachtungen hinaus scheint unter anderem der Mangel an Datenmaterial zu sein. Wesselmann hatte im Vorfeld der Veranstaltung umfangreiche Recherchen (u.a. Internetrecherchen zum Bekanntheitsgrad der Homöopathie, Telefonbefragung von Arzneimittelfirmen, die Homöopathika vermarkten etc.) angestellt, da es, ähnlich wie auch in Österreich, an Zahlen und Daten zum Einsatz von Homöopathie mangelt.

Tatsache ist, dass nach zunehmender Verbreitung von alternativen Methoden in der Humanmedizin auch die Nachfrage in den tierärztlichen Praxen gestiegen ist. Als Gründe, warum lt. seinen Recherchen mind. 40% – 60% aller Tierarztpraxen in Deutschland regelmäßig Homöopathika einsetzen, obwohl die Wirksamkeit von Homöopathie von vielen angezweifelt wird und die Homöopathie an deutschen Universitäten nicht gelehrt wird, führt Wesselmann unterschiedliche Beweggründe an:

– Vom Tierhalter erwünscht
– Weil gute Erfahrungen mit der Homöopathie gemacht wurden
– Weil ein Tierheilpraktiker als Konkurrent auftritt
– Weil die Nachbarpraxis Homöopathie einsetzt
– Weil es dem Zeitgeist entspricht: Bio-Öko–Natürlich
– Weil sie ungefährlich ist und man auch an den Umsatz denken muss
– Weil es Therapienotstände gibt. Beispiel: Kreislauferkrankung beim Nutztier

Wesselmann: „Es scheint schon sehr unwahrscheinlich, dass mehr als die Hälfte der Tierarztpraxen in Deutschland regelmäßig Homöopathika einsetzen ohne von der Wirksamkeit der homöopathischen Therapie überzeugt zu sein. Diese Tatsache gilt es zu akzeptieren und sollte deshalb Anlass geben über eine universitäre Ausbildung, ähnlich wie in Österreich, intensiv nachzudenken.“

Vergleich Ausbildung und Lehre Homöopathie in Deutschland und Österreich

In Deutschland gibt es keine universitäre Ausbildung in homöopathischer Veterinärmedizin und nur an einigen Universitäten, wie z.B. in Hannover, gibt es studentische Arbeitskreise zum Thema. Die Ausweisung homöopathischer Zusatzangebote erfolgt in der Praxis über die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“.

Anders als in Deutschland werden in Wien seit mehr als zehn Jahren Vorlesungen über Veterinärhomöopathie als Wahlfach angeboten und es gibt derzeit zwei Möglichkeiten für TierbesitzerInnen, eine/n nach den Richtlinien der ÖGVH ausgebildeten Veterinärhomöopathin/en zu erkennen. Erstens gibt es den FACHTIERARZT FÜR HOMÖOPATHIE (FTA). Voraussetzung für diesen Titel ist eine fünfjährige Zusatzausbildung in Veterinärhomöopathie mit abschließender Prüfung, welche nur von Tierärzten/innen absolviert werden darf. Fachtierärzte in Homöopathie sind also Tierärzte, die zusätzlich zu ihrer schulmedizinischen Ausbildung in Veterinärhomöopathie ausgebildet und geprüft sind. Daher können sie bei jedem Patienten die effektivste Therapieform wählen.

Neben dem Fachtierarzt für Homöopathie, welcher von der Tierärztekammer vergeben wird, sind homöopathisch ausgebildete und geprüfte Tierärzte auch an der Zusatzbezeichnung „DIPLOM-VETERINÄRHOMÖOPATH DER ÖGVH (DH)“ erkennbar, welche von der ÖGVH (Österreichische Gesellschaft für veterinärmedizinische Homöopathie) vergeben wird. Die Ausbildungsanforderungen sind ident.
Abrufbar ist die Liste der geprüften österreichischen Veterinärhomöopathen unter www.oegvh.at

Download: Unterlagen zum Vortrag beim Leipziger Tierärztekongress 

Dr. Peter Knafl, Präsident der ÖGVH, zur Situation in Österreich:

„In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, dass die Anwendung homöopathischer Arzneimittel Tierärzten vorbehalten ist. Studien zum Wirksamkeitsnachweis der Homöopathie sind zahlreich vorhanden, weitere Vergleichsstudien mit schulmedizinischen Methoden sollten forciert werden, was –wie der Leipziger Tieräztekongress beweist – mehr für die herkömmliche Tiermedizin von Bedeutung ist als für die Homöopathie.

Für derartige Studien ist die Mitarbeit der Universitäten unbedingte Vorraussetzung, gerade auch deshalb, damit in Diskussionen das Studiendesign den Anforderungen der sogenannten Schulmedizin entspricht. Für den in Homöopathie tätigen Tierarzt und die Weiterentwicklung der Homöopathie selbst sind gut dokumentierte Einzelfallstudien von größerer Bedeutung. Durch gut dokumentierte Fälle wird die Arzneifindung präzisiert und die Anwendungsmöglichkeiten der Homöopathie in der täglichen Praxis werden dadurch laufend erweitert.“

Aude Sapere – Wage es, weise zu sein

Thema des Leipziger Kongesses war die evidenzbasierte Medizin. Evidenzbasierte Medizin (EbM, von englisch evidence-based medicine „auf Beweismaterial gestützte Heilkunde“) ist eine Richtung in der Medizin, die fordert, dass bei jeder medizinischen Behandlung patientenorientierte Entscheidungen ausdrücklich auf der Grundlage von empirisch nachgewiesener Wirksamkeit getroffen werden.

Durch die lange Tradition der Homöopathie und ihr Grundsatzprinzip der Ähnlichkeitsregel und Arzneimittelprüfung ist die Wirksamkeit jedes Arzneimittels vielfach empirisch begründet und die Homöopathie ist ein Paradebeispiel einer evidenzbasierten Medizin. Übrigens besteht die Homöopathie und ihre unveränderten Grundsätze und Erfahrungen seit mehr als zweihundert Jahren, ganz im Gegensatz zur modernen Schulmedizin mit ihrem noch nicht einmal hundertjährigen Bestehen und häufig veränderten Grundsatzprinzipien.

So braucht die Homöopathie keinen Vergleich zu scheuen, gemäß dem Leitspruch Hahnemann´s, dem Begründer der Homöopathie; „Aude sapere“, „Wage es, weise zu sein“, bzw. „Trau dich zu verstehen!“, einem Vorsatz, den sich Homöopathen und Schulmediziner gleichermaßen zu Herzen nehmen sollten, gerade in Diskussionsrunden zur evidenzbasierten Medizin.

Tzt. Stefan Wesselmann

Praktischer Tierarzt seit 1990 mit Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ und Spezialisierung in den Bereichen Bestandshomöopathie Schwein, Geflügel, Rind. Mitglied des Dozententeams „Homöopathie für Tierärzte“ von 1998 bis 2001 und Mitglied des Dozententeams „Chronische Krankheiten, Miasmen“. Absolvent der Clemens von Bönninghausen Akademie und der Mannheimer Homöopathieseminare. 2. Vorsitzender der Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin (GGTM) und National Representative of the International Association for Veterinary Homeopathy (IAVH)

Studien über Anwendungen der Homöopathie in der Veterinärmedizin:
http://www.knafl.at/homoeopathie/forschung-zur-homoeopathie/studienuebersicht-zur-homoeopathie
Vet-Dissertationen über Hom. hier:
http://www.knafl.at/homoeopathie/forschung-zur-homoeopathie/Vet_Homoeopathie_Studien.pdf/view
weiters: http://www.curantur.de/Research/research.html
http://www.homeopathyeurope.org/Research/research

http://www.oeghm.at/index.asp?home_ID=51&nav=210

VERANSTALTUNGSANKÜNDIGUNGEN 2010 der ÖGVH:

6./7. März 2010 EAVH (Europäische Akademie für Veterinärhomöopathie)
Seminarort: Regen (Nähe Passau, www.tagungshaus-bayerischer-wald.de)
Schwerpunkt: Fallbearbeitung, Leber, Pankreas
Infos unter www.eavh.de

17./18. April 2010 EAVH (Europäische Akademie für Veterinärhomöopathie)
Seminarort: Regen (Nähe Passau, www.tagungshaus-bayerischer-wald.de)
Schwerpunkt: Fallbearbeitung, Konstitution
Infos unter www.eavh.de

1.-2. Mai 2010: INTENSIVKURS Ausbildung Veterinärhomöopathie
Hotel Pöllmann, Zell/Moos (Irrsee, Österreich)
Infos unter www.oegvh.at

12./13. Juni 2010 EAVH (Europäische Akademie für Veterinärhomöopathie)
Seminarort: Regen (Nähe Passau, www.tagungshaus-bayerischer-wald.de)
Schwerpunkt: Fallbearbeitung, Chronische Krankheiten
Infos unter www.eavh.de

10.-11.7.2010: EAVH-Fachfortbildung: Die Boger Methode in der Veterinärmedizin
Einführung in den Umgang mit Boger´s General Analysis mit vielen praktischen Veterinärfällen aus der Klein- und Nutztierpraxis.
Ort: Regen (D, Nähe Deggendorf)
Anmeldung und Info:  www.eavh.de

11./12. September 2010 EAVH (Europäische Akademie für Veterinärhomöopathie)
Seminarort: Regen (Nähe Passau, www.tagungshaus-bayerischer-wald.de)
Schwerpunkt: Fallbearbeitung, Das syphilitische Miasma in der Veterinärmedizin
Infos unter www.eavh.de

15. Okt. 2010: ÖGVH-Lehrpraxis Veterinärhomöopathie
„Praktische Homöopathie am Live-Patienten“
Hotel Pöllmann, Zell/Moos (Irrsee, Österreich), 15-19h
Nähere Infos folgen.

16.-17. Okt. 2010: ÖGVH JAHRESTAGUNG
Thema: „Haut“ Genaue Infos folgen.
Hotel Pöllmann, Zell/Moos (Irrsee, Österreich)
6./7. November 2010 EAVH (Europäische Akademie für Veterinärhomöopathie)
Seminarort: Regen (Nähe Passau, www.tagungshaus-bayerischer-wald.de)
Schwerpunkt: Fallbearbeitung, Das sykotische Miasma in der Veterinärmedizin
Infos unter www.eavh.de

15./16. Jänner 2011 EAVH (Europäische Akademie für Veterinärhomöopathie)
Seminarort: Regen (Nähe Passau, www.tagungshaus-bayerischer-wald.de)
Schwerpunkt: Fallbearbeitung, Das tuberkulinische und psorische Miasma in der Veterinärmedizin
Infos unter www.eavh.de

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