Der Tag der Integrativen Methoden mit dem spannenden Thema: „Notfallsituationen integrativmedizinisch gemanagt“ fand am 28. April an der Vetmed Uni Wien erstmals als Hybridveranstaltung statt – und war wie die Jahre zuvor ein großer Erfolg!

In bewährter Weise von der ÖGVH und der Österreichischen Gesellschaft für Tierärztinnen und Tierärzte organisiert, konnten diesmal rund 130 TeilnehmerInnen (davon 70 online, ca. 50 vor Ort) begrüßt werden! Die Vorträge richteten sich gleichermaßen an Tierärzt:innen, Student:innen sowie interessierte Laien, um einen Einblick in die verschiedenen Disziplinen wie Homöopathie, Phytotherapie, Akupunktur, Chiropraktik zu geben, die, wie Dr. Petra Weiermayer (Präsidentin der ÖGVH) betonte, allesamt evidenzbasiert sind.

Der Präsident der österreichischen Tierärztekammer, Mag. Kurt Frühwirth, der die Veranstaltung eröffnete, betonte die Besonderheit, dass komplementärmedizinische Methoden wie Homöopathie und Phytotherapie nun auch im aktuellen nationalen Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz integriert sind! (siehe Bundesministerium). Wir haben berichtet.

Die Vortragsreihe eröffnete Dr. Marion Mucha Dipl. ECVSMR, mit dem Titel: „Notfallpunkte in der Akupunktur- evidenzbasierte Betrachtung“ und brachte zahlreiche Fallbeispiele aus der Praxis und präsentierte im Anschluss einige Studien. Sehr anschaulich zeigte sie, wie zusätzlich zur konventionellen Notfalltherapie Akupunktur bei der Behandlung von Bissverletzungen, Autounfällen bis hin zu Narkosezwischenfällen und sogar der Wiederbelebung erfolgreich eingesetzt werden kann.

Dr. Elisabeth Stöger, die vor allem in der Großtierpraxis tätig ist, stellte den Teilnehmer:innen die Gruppe der Korbblütler als wichtige Pflanzenfamilie bei Verletzungen vor. Dr. Stöger übermittelte auch zahlreiche praxisnahe Tipps wie Rezepturen und Dosierungen von Ringelblumentinkturen zur Behandlung von Wunden, Honigverbänden, Eichenrindentinkturen, oder einer Karottensuppe bei Durchfällen u.s.w.

Dr. Barbara Wieser präsentierte den erfolgreichen Einsatz von Homöopathie als integrative Methode (zusätzlich zur konventionellen Notfalltherapie) bei Hunden und Katzen und erklärte dabei die Vielzahl der Möglichkeiten der Homöopathie in der Behandlung von Notfällen wie allergischen Reaktionen, Harnabsatzstörungen, Atemproblemen bis hin zum Kreislaufzusammenbruch; wies aber auch auf die Grenzen des Einsatzes der Homöopathie in bestimmten Notfallsituationen hin.

Nach einer kurzen Pause sprachen Dr. Elisabeth Binder und Dr. Bianca Reicher zum Thema Physiotherapie und Chiropraktik und zeigten am Beispiel eines verletzen Pferdes, wie verschiedene Therapien sinnvoll kombiniert werden können.

Die Vizepräsidentin der Tierärztekammer, Mag. Karin Schmid, berichtete in ihrem Vortrag „Homöopathisch behandelte Akutfälle in der Pferdepraxis“, dass Homöopathie auch bei akuten Verletzungen eingesetzt werden kann. Bei sorgfältiger Wundversorgung sowie korrekt gewählten homöopathischen Arzneimittel kann dabei unter bestimmten Voraussetzungen mitunter auf die Gabe von Antibiotika verzichtet werden. Zwingend notwendig dafür ist aber die gute und verlässliche Mitarbeit der Besitzer und der Patienten sowie eine engmaschige Kontrolle durch den Tierarzt, um bei Bedarf die Therapie schnell anpassen zu können. Zeit ist auch bei Behandlung von Pferden mit Kolik entscheidend – so werden die Symptome des Patienten und deren Modalitäten meist schon telefonisch auf der Anfahrt zum Stall abgefragt, um nach der klinischen Untersuchung im Stall schneller entscheiden zu können, ob eine Behandlung vor Ort möglich ist oder eine Einweisung in eine Tierklinik erfolgen muss. Auch bei Koliken kann die Homöopathie wertvolle Hilfe leisten – weil es sich hierbei aber um eine Notfallsituation handelt, muss immer ein Tierarzt zu Rate gezogen werden, da (je nach Ursache) auch der Einsatz konventioneller Therapien wie Infusionen, Antiphlogistika und manchmal auch eine Operation in der Klinik unumgänglich sein können.

Im letzten Vortrag des Abends erläuterte Dr. Börge Schichl sehr anschaulich, wie die traditionelle chinesische Medizin (TCM) auch in der Tiermedizin (als TCVM) zum Einsatz kommen kann. Ganz unterschiedliche Vorberichte der BesitzerInnen zu den Beschwerden der Tiere wie Probleme im weiblichen Zyklus der Stuten, übermäßige Schreckhaftigkeit, Lahmheiten, ausschlagen und beißen beim Aufsatteln oder auch eine Augenentzündung lassen sich nach entsprechender Ausbildung mit Hilfe der Kenntnisse der Meridiane auf eine Störung im Funktionskreis Leber schließen und mit den Methoden der TCVM behandeln. Aufgrund der gezeigten Bilder und Schautafeln war dies für die Zuhörer:innen gut nachvollbar.

Begeistert zeigte sich auch Dr. Detlef Bibl, Präsident der ÖGT und Mitorganisator der Veranstaltung, vom großen Interesse der ZuhörerInnen, die trotz fortgeschrittener Stunde online wie auch vor Ort noch immer aufmerksam dabei waren und viele Fragen stellten.

Besonders erfreulich ist es, dass die Student:innen, die auf der Universität sonst leider nur wenige Informationen zu komplementärmedizinischen Methoden erhalten, einen Einblick gewinnen konnten und den Ausklang des Abends bei einem Buffet auch nutzten, weitere Informationen zu Vorträgen, Arbeitskreisen und Ausbildungsmöglichkeiten einzuholen. Der gesellige Austausch in entspannter Atmosphäre zwischen Tierärzt:innen, Student:innen und Patienten bzw. Patientenbesitzer:innen rundete die gelungene Veranstaltung ab.
Einige der Student:innen, die am Tag der Integrativen Methoden dabei waren, nahmen daraufhin bereits in der Woche danach an der Online-Vortragsreihe der ÖGVH für die Vetmed Uni: „Spezielle Homöopathie“ mit Dr. Petra Weiermayer teil!

Ein großes Dankeschön an die Organisator:innen und die Sponsoren und natürlich auch an alle Teilnehmer:innen! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr beim Tag der Integrativen Methoden!

Autorin: Barbara Steinbrecher

 

 

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